In einer überraschenden Wendung, die den deutschen Einzelhandel erschüttert, hat der bekannte Möbel- und Wohnaccessoirehändler Depot offiziell Insolvenz angemeldet. Die Gries Deco Company, Muttergesellschaft der beliebten Einrichtungskette, gab bekannt, dass sie ein Schutzschirmverfahren eingeleitet hat – ein juristischer Schachzug, der dem angeschlagenen Unternehmen Luft zum Atmen verschaffen soll.
„Wir stehen vor der größten Herausforderung in der Geschichte unseres Unternehmens“, erklärte Christian Gries, CEO der Gries Deco Company, in einer Pressekonferenz. „Das Schutzschirmverfahren bietet uns die Chance, Depot neu zu erfinden und für die Zukunft zu wappnen.“
Das Schutzschirmverfahren, eine besondere Form der Insolvenz in Eigenverwaltung, erlaubt es Depot, unter gerichtlicher Aufsicht einen Sanierungsplan zu entwickeln. Ein entscheidender Vorteil: Das Unternehmen kann seinen Sachverwalter selbst vorschlagen, was ihm mehr Kontrolle über den Prozess gibt.
Branchenexperten sehen in diesem Schritt eine Reaktion auf die massiven Umwälzungen im Einzelhandel. Dr. Elke Müller, Handelsforscherin an der Universität Mannheim, kommentiert: „Depot steht exemplarisch für die Herausforderungen, denen sich stationäre Händler gegenübersehen. Der Druck durch Online-Konkurrenz und veränderte Konsumgewohnheiten ist enorm.“
Die Gries Deco Company betont, dass es nun darum gehe, „das Unternehmen im Schulterschluss insbesondere mit der Vermieter- und Lieferantenbasis nachhaltig auf die neuen Marktgegebenheiten auszurichten“. Dies deutet auf harte Verhandlungen mit Vermietern und Zulieferern hin, um Kosten zu senken und das Geschäftsmodell zu modernisieren.
Für die rund 8.500 Mitarbeiter in über 500 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedeutet diese Entwicklung eine Zeit der Ungewissheit. Betriebsratsvorsitzender Michael Schmidt versichert: „Wir stehen in engem Kontakt mit der Geschäftsführung und werden alles daran setzen, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.“
Die Insolvenz von Depot wirft auch ein Schlaglicht auf die breitere Krise im Einzelhandel. Steigende Energiekosten, Inflation und die Nachwehen der Corona-Pandemie haben viele Händler an den Rand des Ruins getrieben. Depot ist nur das jüngste in einer Reihe von Unternehmen, die Schutz vor ihren Gläubigern suchen mussten.
Trotz der düsteren Nachrichten gibt es auch Hoffnungsschimmer. Das Management von Depot betont, dass das Schutzschirmverfahren die Chance biete, das Unternehmen zu restrukturieren und für die Zukunft fit zu machen. Geplant sind Investitionen in den Online-Handel und eine Neuausrichtung des Filialnetzes.
Kunden müssen sich vorerst keine Sorgen machen: Der Geschäftsbetrieb läuft während des Verfahrens normal weiter. Gutscheine behalten ihre Gültigkeit, und auch die beliebten Saisonkollektionen sollen wie geplant in die Läden kommen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Depot es schafft, sich neu zu erfinden und gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Für viele ist das Unternehmen mehr als nur ein Händler – es ist ein Stück deutscher Einzelhandelskultur. Sein Schicksal könnte richtungsweisend für die gesamte Branche sein.